Festivals

Auftakt Festival für szenische Texte #4 (2020)

Zum vierten Mal seit 2017 taten sich vom 20. bis 23. Mai Künstler*innen und Kunststudierende unterschiedlicher Disziplinen beim auftakt festival für szenische texte zusammen, um Texte junger Autor*innen in experimentelle Formate zu überführen. Das Festival lebte von den Begegnungen und der Vernetzung aller beteiligten Künstler*innen und Autor*innen – Coronabedingt mussten wir auftakt allerdings in diesem Jahr ins Digitale überführen.

So entstand auf Basis des Textes „voll schön! ein Chorstück“ eine chorische Webpage samt Online-Umfrage. „In the name of!“ wurde zu einem digital animierten Kurzfilm. „Am Wulst der Zeit“ forderte die Zuschauer*innen auf die eigene Wohnung zu verlassen und einen Audiospaziergang zu machen. Der Text „Co2mming – Wie ich mit Pornos lernte zu heilen“ war Aufhänger für ein digitales Happening zwischen Videoperformance und partizipativem Live-Chat. Das Festival endete mit einer Tele-Party, die weit bis in die Nacht hinein ging. Wir sind insgesamt sehr glücklich über den Verlauf des Festivals und die gute Zusammenarbeit der vier heterogenen Gruppen und hoffen, dass einige der künstlerischen Beziehungen auch über das Festival hinaus bestehen bleiben oder sich sogar intensivieren – und im besten Fall auch analog weitergeführt werden. Und wir möchten allen beteiligten Künstler*innen, Autor*innen, Dramaturg*innen, Tech-Expert*innen nochmal sehr herzlich für ihr Engagement danken. Mille Grazie! 

Was wir jedoch sehr bedauern, ist, dass wir nicht genügend Kapazitäten hatten, den Chat, der die letzte Arbeit „Co2mming – Wie ich mit Pornos lernte zu heilen“ begleitete, angemessen zu moderieren. So sind hier einzelne sexistische und rassistische Kommentare gepostet worden, die bereits während des Abends von unserer Seite aus hätten kommentiert und entfernt werden müssen. Hier bitten wir alle Künstler*innen und Zuschauer*innen, und insbesondere die durch die Kommentare Diskriminierten, ausdrücklich um Entschuldigung. Wir denken derzeit darüber nach, wie wir in Zukunft bei vergleichbaren digitalen Veranstaltungen sofort reagieren können um die Diskriminierung und Verletzung von Künstler*innen und Zuschauer*innen zu verhindern und klar zu machen, dass solcherlei Kommentare beim auftakt festival wie auch bei allen anderen Veranstaltungen von Cheers for Fears und Land in Sicht keinen Platz haben. Hier gibt es für uns auch noch viel zu lernen.

auftakt ist ein Gemeinschaftsprojekt des Kölner Literaturvereins Land in Sicht und des NRW-Netzwerks Cheers for Fears. Seit 2017 findet das auftakt jährlich an wechselnden Orten in Köln statt. 2018 zeichnete der Kölner Kulturrat das auftakt Festival mit dem Kölner Kulturpreis in der Kategorie „Junge Initiativen“ aus. Bisherige Veranstaltungsorte waren das Britney des Schauspiel Köln (2017), die studiobühneköln (2018) und die TanzFaktur (2019).

Kollektive

LAND IN SICHT ist eine Lesereihe für junge Literatur in Köln. Seit 2014 lesen monatlich vier AutorInnen im Café Fleur. Präsentiert werden literarische Texte aller Art, ob Lyrik, Prosa, dramatische Texte oder literarische Essays. Die Lesenden stellen sich aus zwei Gruppen zusammen: Einerseits wollen wir jungen AutorInnen aus der Region eine Bühne bieten und als Treffpunkt für junge Schreibende und Literaturinteressierte dienen. Jeder kann uns Texte zuschicken. Wer sich bei der redaktionellen Sichtung durchsetzt, wird von uns eingeladen. Andererseits möchten wir junge AutorInnen, die bereits auf sich aufmerksam gemacht haben, nach Köln einladen, um so den Austausch anzuregen. 

CHEERS FOR FEARS bringt seit 2013 Kunst- und Kunsttheoriestudierende aus NRW, die sich in den Szenischen Künsten verorten, in Diskussionen, Workshops, Festivals und transdisziplinären künstlerischen Projekten zusammen. Kooperationen mit Theaterhäusern in NRW stützen das Projekt und bieten Plattformen für das Netzwerk. CHEERS FOR FEARS lässt sich in ihren Festivals von Videoinstallationen, Performances oder Musik, Tanz oder szenischen Lectures und völlig neu erfundenen Formaten überraschen.

Impressionen

voll schön! – ein chorstück
Text: Lena-Marie Biertimpel
Künstlerische Umsetzung: Elsa Artmann, Jonny Hoff, Leontine Köhn, Lena Violetta Leitner
http://die-chor.de

In the Name of (Erster Teil)
Text: Liat Fassberg
Künstlerische Umsetzung: Annelie Andre, Yedam Ann, Louisa Beck, Annie Bloch

Am Wulst der Zeit 
Text: Till Wiebel
Künstlerische Umsetzung: Andrea Garcia Vasquez, Benjamin Junghans, Anne-Kathrine Münnich, Frederik Schreiber alias Schlakks

Audiowalk

CO2mming – Wie ich mit Pornos lernte zu heilen
Text: Lynn Takeo Musiol & Evan Tepest
Künstlerische Umsetzung: Céline Bellut, Magdalena Öttl, Johannes von Dassel, Emma Wilson

ENGLISH: Live streamed four-channel video (approx. 25min) and live chat hosted on the Happy Porn Association website
DEUTSCH: Livestream vier-kanal Video (circa 25min) und Live-Chat eingerichtet auf der Happy Porn Association

Künstler Statement:
Als Interpretation des Textes „Co2mming – wie ich mit Pornos lernte zu heilen“ der Autor*innen Lynn Takeo Musiol und Eva Tepest, produzierten wir für diesen one-night Festivalabend die Webpräsenz einer fiktiven Vereinigung, der „Happy Porn Association“, über Instagram und eine eigene Webseite. Auf letzterer wurde eine vier-kanal Videoarbeit gestreamt mit einem Live-Chat, der nebenher lief und in welchem das Publikum anonym interagieren konnte. Diese Präsentation wurde gefolgt von einem gestellten Künstler*innengespräch auf Zoom, eingerichtet und moderiert durch das Auftakt Festival. Unser Video bot den Rahmen, das dichte Material und die umfangreiche Welt der Autor*innen zu erkunden, indem es vier verschiedene Räume, Zeiten und Lesarten des Textes parallel zeigte. Das Video und die es umgebende Struktur waren eine zeitbasiertes ‚Happening‘, das ausschließlich während des Festival Programms gezeigt werden sollte. Aus diesem Grund ist es uns nicht möglich, die Erfahrung zu re-kreieren, weshalb wir uns dafür entschieden haben nur einen Screenshot und diese Erklärung als Dokumentation freizugeben.

Wir sind sehr traurig und extrem wütend wegen des rassistischen und sexistischen online-trolling im Chatroom der Teil unseres Webseiten-Konzepts war. Diese Personen waren Dritte, die nichts mit uns oder irgendjemandem der Produktion zutun hatten. Der Wechsel von bühnenbasierter Kunst zu online Inhalten ausgelöst durch COVID-19 war eine Lehrsituation besonders in Hinsicht auf online-Publikumsarten. Wir entschuldigen uns für die unzureichende Vorbereitung dieses Fragments der Webseite und die fehlende unmittelbare Reaktion unsererseits im Hinblick auf unangemessenes Kommentarverhalten. Wir verurteilen deren widerliches Verhalten aufs stärkste.

Separat von diesem Vorfall sind wir sehr stolz auf unsere Arbeit, sagen Danke an die Autor*innen und sind insbesondere dem Auftakt-Festival außerordentlich dankbar für diese ansonsten großartige Erfahrung und Chance!

Zum aufftakt festival 2020 geht es hier.