On Tour

CheersCamp im Tanzhaus NRW (2020)

Workshop-Camp von Cheers for Fears in Kooperation mit dem Tanzhaus NRW

24. & 25. Oktober 2020, jeweils 11 bis ca. 18 Uhr in Düsseldorf

Ausgehend von der Überzeugung, dass jede*r Akteur*in der darstellenden Künste – egal welchen Alters oder mit welchem künstlerischen oder akademischen Hintergrund – ein Wissen, Fähigkeiten und Talente mitbringt, die darauf warten, geteilt zu werden, haben wir das Workshop-Camp entwickelt, bei dem alle Teilnehmenden Lehrende und Lernende zugleich sind: In eineinhalbstündigen Workshops bot sich jeweils die Gelegenheit, einen bestimmten Aspekt des eigenen künstlerischen Tuns zu vermitteln und das eigene Wissen weiterzugeben, und gleich darauf in den nächsten Workshops das Spezialist*innen-Wissen und die Superheld*innen-Fähigkeiten der anderen Teilnehmenden kennen zu lernen.

Es stand den Akteur*innen frei einfach nur teilzunehmen, oder auch zusätzlich einen eineinhalbstündigen Workshop zu geben. Für Workshopgebende gab es ein kleines Honorar. Der Tag war so konzipiert, dass man vor bzw. nach dem eigenen Workshop an den anderen Workshops teilnehmen konnte. Die Workshops sollten ein Herzensthema der Akteur*innen bearbeiten – und sich auf einen konkreten Aspekt ihres Könnens beschränken.

Impressionen

(c) Sebastian Wolf

Workshop Programm beim CheersCamp 2020

Denken in Bewegung

Katarína Marková/ MFK Bochum

In dem Workshop möchte ich als Vertreterin des Performerinnentrios MFK einen Teil unserer Arbeitspraxis mit einer größeren Gruppe ausprobieren. Nach- und Aus-Denkprozesse über Kunst, die meistens in starr-sitzender Körperhaltung praktiziert werden, verschieben wir in einen Zustand permanenter körperlicher Aktivität, die zum Teil angeleitet, zum Teil abgeguckt wird. Es wird wenig gesprochen und viel bewegt. Bitte bequeme Kleidung mitbringen! Es ist keine spezielle körperliche Kondition erforderlich, um teilzunehmen. 

MFK Bochum sind Katarína Marková, Marlene Ruther und Franziska Schneeberger. Die drei haben sich 2018 im Masterstudium Szenische Forschung an der Ruhr-Universität Bochum als Bewegungsrecherchegruppe konstituiert. Sie machen Performances auf Bolzplätzen oder institutionellen Innenräumen und haben in diesem Sinne zuletzt die gemeinsame Ausstellung/Performance Ich war hier im Kunsthaus Essen und dem HotDock in Bratislava realisiert. Wir möchten im Cheers-Workshop gerne einen wichtigen Teil unserer Arbeitspraxis, Kommunikation und gemeinsames Denken in Bewegung, mit mehreren Leuten teilen und ausprobieren.

Habt ihr sie noch alle beisammen? Raus aus dem Kopf und rein in den Moment

Sepiedeh Fazlali

Wir sind ständig damit beschäftigt, über Vergangenes nachzudenken und Zukünftiges zu planen. Eine große Flut an Informationen gilt es dabei zu verarbeiten. Es sind viele kleine Entscheidungen, die wir täglich treffen und die unsere Ressourcen beanspruchen. Das Gedankenrad führt häufig ein Eigenleben, dreht sich Nachts weiter und lässt uns nicht ruhen. Viele konsumieren dann noch mehr von Außen, suchen dort Ablenkung, um Entlastung zu erhalten. Doch auch wir selbst bringen einen großen Schatz mit. In diesem Workshop wollen wir anhalten, in dem Moment ankommen, mit dem, was wir haben: unseren kostbaren fünf Sinne.

Sepiedeh Fazlali ist Kognitions- und Medienwissenschaftlerin, Pädagogin, Redakteurin

und Kulturvermittlerin. Sie setzt sich kritisch mit Fragen zu Identität und Kultur auseinander, versucht Menschen sichtbar zu machen, den sozialen Dialog zu fördern, kulturelle Zugänge zu öffnen und dadurch einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.

How to create a solo in (less than) one hour

Hannah Krebs

In diesem Workshop möchte ich mein Impro-Archiv, dass ich über Jahre angesammelt habe mit euch teilen. Von Susan Sontags No interpretation zu Deborah Hays One-solo-a-day-Ansätzen habe ich viele Notiz-Bücher vollgeschrieben mit Ideen und Scores, die ich mich freue, weiterzugeben. Dabei ist eine Praxis herausgekommen mit der jede*r innerhalb von einer Stunde ein Solo entwickeln kann.

Hannah Krebs ist Choreographin, Tänzerin und Performerin. Studiert hat sie am Kölner Zentrum für Zeitgenössischen Tanz der HfMT Köln sowie an der University of Dance and Circus in Stockholm. Derzeit arbeitet sie als Tänzerin für verschiedene Compagnien/ Choreograph*innen wie El Cuco Projekt, Nature Theater of Oklahoma, Chikako Kaido und Ellen Söderhult. Des Weiteren kreiert sie Solos in Kollaboration mit verschiedenen Medienkünstler*innen. In ihrem letztem Solo I know you can make it good hat sie sich mit weiblicher Sozialisation im Kontext des Klimakrisen-Konflikts beschäftigt.

How to create an Elvis Cover Song in (less than) one hour

Thomas Meckel

In diesem Workshop produzieren wir innerhalb von einer Stunde einen Elvis Coversong. Alle machen mit!

Thomas Meckel ist Musiker, Kurator und Regisseur. Studiert hat er an der Kunsthochschule für Medien in Köln, am Institut für Angewandte Theaterwissenschaften in Gießen und im Studium Individuale in Lüneburg. Er arbeitet als Regisseur und Dramaturg im Kontext der Kölner Philharmonie, des Improvisations-Labors Se Cure und an eigenen Stücken gemeinsam mit u.a. Sebastian von der Heide, Elisa Kühnl und Simon Waskow. Des Weiteren kuratiert er die Konzertreihe »Round« in der Kölner Philharmonie gemeinsam mit Tobias Thomas. In seinem aktuellen Bühnenstück »Solaris« beschäftigt er sich mit kollektiven Improvisationsprozessen in technologischen Frameworks, sowie mit Romanen von Ann Cotten und Stanislaw Lem.

How to spell wrong. Ein Workshop zur Erprobung einer fehlerhaften Schreibpraxis

Helen Brecht

Ein künstlerischer Prozess ereignet sich gerade in der Abweichung von normierten Denk- und Handlungsweisen. Wenn wir unserer Kunst jedoch in Sprache fassen – sie in Mails pitchen, sie in Anträge ausbreiten, sie in Programmheften ankündigen – müssen wir uns regelkonform der deutschen Rechtschreibung und Kommasetzung unterjochen. Alles andere, wäre peinlich. In dem Workshop werden wir den Tabubruch der deutschen Rechtschreibung erproben. Dabei geht es nicht darum Fehler zu konstruieren, sondern ihnen Raum zu geben, sich zu ereignen. Die rote gekringelte Linie unter unseren Wörtetm möchten wir hierbei nicht mit Scham, sondern mit Neugierde begegnen. Der Workshop bietet selbst Hartliner*innen der deutschen Rechtschreibung durch Praktiken, wie exerzieven Schleichdiktaten, die Möglichkeit ihre eigenen Fehler zu begehen. Ziel des Workshops ist es, unsere Rechtschreibfehler zu entindividualisieren und Texte in einem kollektiven Prozess zur ortographischen Schönheit zu bringen.

Helen Brecht ist Expertin der fehlerhaften Rechtschreibpraxis. Schon im Grundschulalter erkannten ihre Lehrer*innen ihr ausergewöhnliches Talent Rechtschreibung beständig auf kreative Weise zu unterlaufen und damit sprachliche Neuschöpfungen zu schaffen. Sie studierte am Gießener Institut für Angewandte Theaterwissenschaft.  arbeitet als freie Autorin, Dramaturgin und Performancekünstlerin in Köln.

Hilfe, eine Idee verfolgt mich! – Der innovative Formate-Test

Claudia Saar

Du hast eine Stückidee, die noch am Anfang ist? Du suchst einen Titel oder eine tragende Marketingidee? Eine Finanzierungsidee auch noch? Der Knoten im Hirn zurrt sich fester, die Gedanken kreisen. Und nun? Überlässt du die zündende Idee dem Zufall oder der Zeit? Wir probieren gemeinsam neu konzeptionierte und kombinierte Kreativitätstechniken aus dem Werkzeugkasten des Service Design-Thinking aus. Wir spielen mit Lego und Knete und haben Spaß beim geführten Experimentieren und Fehler machen. Wir ebnen den Weg zum A-ha Erlebnis. Bitte mitbringen: eine Fragestellung, bei der neue Ideen gefragt sind.

Claudia Saar (KISD Köln) ist Service-Designerin und Kulturmanagerin und unterstützt als Konzeptdompteurin Gruppen und Kulturinstitutionen beim Ideenjonglieren, dem Finden und Umsetzen innovativer Formate, ob analog oder digital – sei es für Besuchergewinnung oder Entwicklung von Inhalten für ein Publikum.

Im Zweifel für den Zweifel. Die produktive Kraft des Zauderns in künstlerischen Prozessen

Julia Turbahn & Simone Weber

In wirtschaftlichen, politischen, aber auch privaten Systemen, in denen der Mensch sich im 21. Jahrhundert bewegt und die durch das Zeitregime der Beschleunigung definiert werden, soll der Mensch möglichst reflektiert, schnell und effektiv handeln. Ganz nach dem Motto: Just do it! Aus unserer Sicht hat das Zaudern insbesondere in künstlerischen Arbeitsprozessen zu Unrecht einen negativen Beigeschmack. In unserem Workshop betrachten wir das Zaudern nicht als Schwäche, sondern als produktive Kraft. Neben einem inhaltlichen Input teilen wir unterschiedliche Strategien um im künstlerischen Arbeiten neue Potentiale in den feinen Momenten des Dazwischens zu finden. Dabei arbeiten wir primär mit Bewegungsscores, sind aber sehr daran interessiert andere künstlerischen Disziplinen (z.B. Sprache, Musik) zu integrieren

Julia Keren Turbahn und Simone Gisela Weber lernten sich während ihres Studiums am Hochschulübergreifenden Zentrum für Tanz Berlin kennen. Seitdem entwickeln sie gemeinsam eine sich ständig erweiternde künstlerische Praxis, die auf gegenseitigen Austausch basiert. In den letzten fünf Jahren entwickelten sie mehrere gemeinsame Arbeiten, die sich mit Text, Alltagsphänomenen und Bewegung beschäftigen. Besonders ihr langwieriges Projekt eines wöchentlichen Briefwechsels beeinflusst ihre künstlerische Zusammenarbeit, die viele Formen und Zeitlichkeiten annehmen kann.

Julia und Simone ließen sich von der häufig auftretenden Tatsache inspirieren, zwei zögerliche Körper zu sein. Fasziniert von solchen Qualitäten des Privat- und Alltagslebens, verstricken sie sich innerhalb mehreren choreographischen Arbeiten in die Erforschung des zögerlichen Körpers und seiner subversiven Kraft.

Darüber hinaus sind sie davon überzeugt, dass sie durch die nachhaltige Weiterverfolgung eines Themas und die Entwicklung einer gemeinsamen Arbeitsweise die Poetik und die Kraft ihrer Fähigkeiten, Wünsche und künstlerischen Visionen enträtseln können. Ideen brauchen Zeit, um aufzublühen und müssen mehrere Stadien der Erkundung durchlaufen. Für sie braucht Kunst Zeit, braucht Raum für Zögern. Wiederholung und Kontemplation sowie Raum für das Scheitern sind essentielle kreative Strategien um Wandel und Neustrukturierung hervorzurufen.

Impuls – Video & Konzept

Kristine Tusiashvili

Wie kommen wir vom Konzept zum Video? Wie treffen Akteur*innen, der Raum, Video und Fotografie aufeinander? Diesen Fragen werden wir in 90 Minuten nachgehen – von meiner Videoarbeit ausgehend, werden wir selbst ins Drehen kommen und schauen, wie wir das gefilmte Material im Raum installieren.

Kristine Tusiashvili arbeitet hauptsächlich an Video-Installationen, Fotografie und Performances. Nach einem Studium der Kunsttheorie und -geschichte an der Akademie der Künste in Tiflis studierte sie Fotografie und Medien an der Akademie der Bildenden Künste in Essen (Meisterschülerin von Christiane Hantzsch).

Körper und Raum

Miriam Arnold

In diesem Workshop erforschen wir den Umraum als Inspirationsquelle und Spielfeld für Bewegung und Körperlichkeit. Von den architektonischen Möglichkeiten des einzelnen Körpers ausgehend, loten wir den Raum zwischen uns und uns und dem Umraum aus. Vielleicht verlassen wir am Ende das Studio und nutzen den urbanen Raum als Spielfeld unserer körperlichen Recherche.

Miriam Arnold studierte zeitgenössischen Tanz in Köln und Istanbul und arbeitet seitdem als Tänzerin, Performerin und Tanzvermittlerin in NRW. Künstlerisch bewegt sie sich an der Schnittstelle von Tanz, Performance und Bildender Kunst und sucht oftmals den künstlerischen Austausch in Kollaborationen mit anderen Künstler*innen. Immer wieder stellt sie sich die Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Politik.

Kunstfiguren: Identität – Autorschaft – Agency

Mira Kandathil

Schaut mich an und schaut euch an, und dann denkt darüber nach, ob ihr nicht alle ein bisschen bärtige Frau in euch habt.

Kunstfiguren können autonom und subversiv gesellschaftliche Machtstrukturen durchleuchten und dabei ein breites Publikum erreichen. Doch wie machen sie das? Wie übersetzen Künstler*innen komplexe Inhalte in die Form der Kunstfigur? Im Workshop wird gemeinsam untersucht, auf welche Weise Kunstfiguren Themen verkörpern und vermitteln. Mira Kandathil wird Einblicke in das Wesen und Wirken von Kunstfiguren geben. Sie stellt hierzu eigene Kunstfiguren, Erlebnisse und Ergebnisse aus ihrer wissenschaftlichen Forschung, ihrer Kunst und ihrem Leben vor. Die Teilnehmer*innen des Workshops werden die Kunstfigur als mögliches Sprachrohr für ihre eigenen Inhalte kennenlernen. Ziel des Workshops ist es, das Potenzial der Kunstfigur als autonome künstlerische Ausdrucksform, das vielseitiges und unabhängiges künstlerisches Arbeiten ermöglicht, zu entdecken. Die Teilnehmer*innen werden herausarbeiten, wie sie künstlerische Strategien von Kunstfiguren anwenden und auf die eigene künstlerische Arbeit übertragen können, sowie erste Ansätze für eigene Kunstfiguren erarbeiten. Der Workshop richtet sich an darstellende Künstler*innen, welche gleichzeitig ihr Kunstwerk und an Performer*innen, die zugleich Autor*innen ihrer Arbeit sein möchten; und an alle, die unabhängig von äußeren Strukturen künstlerisch arbeiten und ihre eigenen Formate schaffen wollen.

Mira Kandathil ist Künstlerin und Wissenschaftlerin. Sie arbeitet als Autorin, Performerin, Regisseurin und forscht mit, durch, über und als Kunstfiguren. Mit ihren Kunstfiguren tritt sie in künstlerischen und nicht-künstlerischen Kontexten auf; mal als Gastdozentin/Referentin an Kunsthochschulen und wissenschaftlichen Kongressen, als Gesicht eines Theaterfestivals oder bald als angehende Influencerin auf virtuellen Plattformen wie YouTube und TikTok. In ihrer autoethnografischen u. künstlerischen Arbeit beschäftigt sie sich u. A. mit Identität, Agency, Autorschaft, dem Star-Sein und der Interferenz zwischen Kunst und Wissenschaft. Sie entwickelt eine neue performativ-ethnografische Methode, welche sie die „Darstellende Beobachtung“ nennt. Kandathil studierte Schauspiel und anschließend Scenic Arts Practice (heute: Expanded Theater) an der Hochschule der Künste Bern, Sozialanthropologie an der Universität Bern und promoviert nun an der SINTA (Uni Bern/HKB) über Kunstfiguren.

Ihre Dissertation wird vom Schweizerischen Nationalfond gefördert. Als Doktorandin arbeitet sie an der HKB an einem interdisziplinären Forschungsprojekt über Kunstfiguren. Im Duo „Follow Us (Kandathil/Machaz)“ realisiert sie gemeinsam mit der Künstlerin Annina Machaz Theaterprojekte und Performances über Frauen*, die sie prägen: wie z.B. historische Persönlichkeiten aus Antike und Popkultur, Protagonist*innen aus Literatur und Mythologie und Menschen aus ihrem Umfeld. Ihre Arbeiten zeigten Follow Us beispielsweise an den Sophiensælen Berlin, der Gessnerallee Zürich oder am ImPulsTanz Wien. Daneben arbeitete Kandathil auch als Dramaturgin u. Coach in künstlerischen Arbeiten und als Schauspielerin im Stadttheater und Kino.

Mood Galery

Theresa Tripler

Eine durch Achtsamkeit für die eigene Gefühls- und Stimmungslage inspirierte Malerfahrung mit Aquarellfarben. Künstlerischer und ästhetischer Ausdruck von innen nach außen tragen, dabei Spaß haben und das Endergebnis ganz dem Flow von Wasser, Farbe und Papier überlassen. Alles ist da, let’s go and flow!

Theresa Tripler ist Studentin im Masterstudiengang Kultur, Ästhetik, Medien an der HHU Düsseldorf. Kreativer Ausdruck ist schon immer Teil ihres Lebens – vom Tanzen übers Malen zum Schreiben. In den letzten Jahren hat es sich mit ihrer Leidenschaft für Mindfullness und Meditation verbunden. Daher auch der Ansatz: Every Mood is Gold. Es geht um eine Lebens- und Kunstphilosophie die davon ausgeht, dass alles schon in uns vorhanden ist und es alles Ausdruck finden darf. Kunst ist divers, die Welt auch, warum nicht das ganze feiern, anstatt es verstecken oder in Grenzen packen zu wollen.

Move it

Malin Harff

Dieser Workshop stellt den Versuch dar, unsere inneren Konflikte und Gedanken körperlich und durch Bewegung zu bearbeiten. Wie reagiert unser Nervensystem auf Bewegung und auf bewegte Gedanken in unserem Körper? Von der Annahme geleitet, das die Art und Weise, wie wir in der Welt erscheinen, von dem geprägt ist, was wir an Gedanken und Erfahrungen mit uns tragen, stellt Move it den Versuch dar, unser Innenleben über den Körper zu erkunden. Konkret besteht der Workshop aus Schreib-, Partner- und Bewegungsübungen. Move it ist etwas für Dich, wenn Du daran interessiert bist, Dich den Emotionen, Gedanken und Erinnerungen zu widmen, die sich in Deinem Körper und Deinem Nervensystem manifestieren.

Malin Harff hat Performance Arts und Anthropologie in Berlin, Freiburg und Amman studiert. Künstlerisch beschäftigt sie sich mit Fragestellungen von gesellschaftlicher Interaktion und den Räumen, die sie bilden. Im Moment forscht Malin am menschlichen Nervensystem mit neurowissenschaftlichen Ansätzen.

Poetisierte Handlungen – vom Agieren und Verzieren

Constantin Leonhard

Wir beginnen mit einem kurzen körperlichen Warm-up. Darauf folgt eine Session mit verschiedenen Aufgaben. Zunächst soll der Raum von den Workshopteilnehmer*innen manipuliert werden. Eine*r nach dem/der anderen. Diese Aufgabe wird langsam erweitert. Jede Handlung muss nun in einer bestimmten Qualität ausgeführt werden. Das wird immer weiter ins Extrem getrieben, bis man die Handlung kaum mehr erkennt und nur noch Verzierung vorliegt.

Constantin Leonhard (Schädle) geboren 1989 in Köln, absolvierte den Master Szenische Forschung und studiert an der Kunsthochschule für Medien Köln. Er konzipiert Performances für urbane und theatrale Räume. Aus seiner ursprünglichen Arbeit am Theater entwickelt Constantin Leonhard Fragestellungen zum Verhältnis von Publikum, Zuschauer und Raum. Ausgelöst durch Diskurse über gesellschaftliche Hierarchien, die sich im Theater wiederspiegeln, fokussiert er Performance und Videokunst als Ausdrucksmittel. In wie weit künstlerische Praxis ein politischer Prozess ist, was sie bewirkt und wogegen und wofür sie wirkt, bewegt ihn in seinen aktuellen Arbeiten, die einen breiten Assoziationsraum öffnen sollen, um den Betrachter mit seinen eigenen Ansichten zu konfrontieren. Als Teil des Kollektiv ZOO verwirklicht er Arbeiten mit Mitteln des Dokumentarischen, der Installation und der Choreografie. Gemeinsame Experimente mit konträren Ästhetiken und Konventionen, suchen innerhalb der Arbeiten von Kollektiv ZOO den radikalen, poetischen und leisen Widerspruch, um das Verhältnis von politischen Körpern, Orten und Narrativen neu zu verhandeln.  

.Dencuentro: Sorryless Celebration

Greta Salgado Kudras/ Amanda Romero

Amanda und Greta vom .Dencuentro-Tanzkollektiv möchte Bewegungsmaterial aus ihrer neuen Produktion, SINP’A, mit Euch teilen. Wir werden uns in den verschiedenen Begegnungs- und Konfrontationsmöglichkeiten bewegen, die unsere Körper uns ermöglichen und eröffnen Räume, um diese Potenzialität zu zelebrieren. Die Verflechtung von Bewegungsverständnissen aus dem Zeitgenössischem Tanz und den Andenkulturen in Südamerika steht dabei im Vordergrund. Sie bringt uns in Bewegung und dazu, das Leben zu feiern.

.Dencuentro ist ein Tanzkollektiv, dass 2018 von Constanza Ruiz, Greta Salgado und Amanda Romero gegründet wurde. Wir drei Tänzerinnen kommen aus Südamerika und leben in Köln. Kennengelernt haben wir uns während des Tanzstudiums in Köln. Nach dem Abschluss sind wir uns durch das gemeinsame Interesse an Tinku, einem Kampfritual aus Bolivien, künstlerisch nähergekommen. Unsere Arbeit kennzeichnet sich insbesondere dadurch, dass wir den Körper als Dokumentationsmedium nutzen. Wir sind zweimal nach Bolivien gereist, um dort physisch zu erfahren, in welcher Beziehung Menschen und Gewalt, Menschen und Festkulturen, Menschen und Natur sowie Menschen zueinander stehen. Mit unseren eigenen Identitäten konfrontiert waren wir einerseits selbst Fremde an diesem Ort, andererseits durch unsere Vorfahren mit dieser Region verbunden.

Im Workshop werden wir auf sprachliche wie körperliche Weise versuchen zu vermitteln, was wir in Bolivien erfahren haben und dafür die in den andischen Kulturen erlernten Bewegungen abstrahieren, dekonstruieren und neu zusammensetzen.

Tanz- und Bewegungsmeditation

Eva Herrmann

In diesem Workshop beschäftigen wir uns mit den oft übergangenen Körperimpulsen. Es geht nicht um ästhetische Bewegung, sondern darum, intuitiv zu spüren, was der Körper gerade braucht. Ruhe? Intensität? Bodennähe oder Kopfüber-Hängen? Über verschiedene Übungen aus Schauspiel, Bewegungstraining und Meditation näher wir uns einer freien, spontanen Bewegungsform an. Oft lösen sich durch die instinktiven Formen spontan Spannungen. Sogar unterdrückte Gefühle können in einem geschützten Raum auf rein körperlicher Ebene wahrgenommen und losgelassen werden. Zum Ausprobieren und fallen lassen.
 

Eva Hermann hat Schauspiel an der Kölner Theaterakademie studiert. Auf der Bühne interessiert sie körperliches Spiel, Tanz, Performance und alles, was intensiv ist und den Kopf freimacht.

Umherschweifen – eine kreative und intuitive Erkundung der urbanen Umgebung

Kathrin Golz

Wir begeben uns ganz im Stil der Situationistischen Internationale auf eine Schweiftour durch das urbane Umfeld des Tanzhauses. Die Inspiration für künstlerische Prozesse liegt auf der Straße, versteckt sich hinter einer Mauer, flüstert uns Ungeheuerliches in den Gehörgang. Gang – wo lang? Wir wollen den Zufall walten und uns treiben lassen. Bringt Stift und Schreibblock  mit und wappnet euch im Fall von düsteren Wetterprognosen mit regenfestem Gewand.

Kathrin Golz hat ihren Master an der HSD Düsseldorf in Kultur, Ästhetik, Medien mit dem Abschlussthema: Umherschweifen – eine psychogeographische Erkundung des urbanen Raums gemacht und befasst sich weiterhin mit dem Thema. Aktuell arbeitet sie als Regieassistentin am Theater der Keller.

Was treibt mein Gegenüber an zu tun, was sie/er tut? Das Bewusstseinsstufenmodell – ein sozio-/psychologisches Meta-Modell

Michael Langenberger

Wie kann ich mein Gegenüber mit meiner Nachricht sicher erreichen? Wie kann mein Gegenüber überhaupt verstehen, was mein Anliegen ist? Aber auch: Was meint mein Gegenüber mit seinen Worten wirklich?

Das Meta-Modell der konfliktarmen Kommunikation beschreibt die evolutionär entwickelten Mechanismen unseres unterbewussten Wahrnehmens und Handelns. Hier entscheidet sich weit häufiger als im Faktischen, ob es gelingt, stressfrei mit Anderen zusammenzuarbeiten, Verhandlungen erfolgreich zu beenden oder eben auch Performances zum Erfolg zu führen. Allein schon das Verständnis für dieses Modell öffnet die Augen für die Sicht es Anderen. Dessen praktischer Einsatz verbessert das sonst mögliche Ergebnis deutlich.

Michael Langenberger arbeitet seit mehr als 10 Jahren freiberuflich als Wirtschaftsmediator und Führungskräfte-Coach zur Lösung hoch eskalierter Konflikte. So z.B. u.a. als eingetragener Coach im Auswärtigen Amt und mit mittleren und großen Unternehmen. Zuletzt als Vertriebsdirektor bei Johnson & Johnson hat er langjährige Führungserfahrungen im Gesundheitswesen und auch als Projektingenieur für Roboter-Prüfanlagen und im Bereich der Heavy-Industry. Seine besondere Aufmerksamkeit gehört neben dem Sport der Kultur; hier insbesondere dem Tanz und der Oper. Er ist z.Zt. einer der Opern- & Ballettscouts bei der Deutschen Oper am Rhein, Düsseldorf.

Wie können wir für Kunst und kreatives Denken begeistern? Praktiken sozialer Arbeit

Frederike Sievers

Hilfe zur Selbsthilfe ist das grundlegende Ziel in der Sozialen Arbeit. Im besten Fall führen Sozialarbeiter*innen ihre Klient*innen auf einen Weg, in dem sie selber die Antworten auf ihre Fragen finden. Doch häufig ist es nicht so einfach. Manchen Klient*innen fällt es schwer sich oder ihre Situation zu reflektieren – auch wenn Sozialarbeiter*innen zielgerichtete Fragen stellen. In meiner Praxis habe ich gemerkt, dass ein paar kreative Methoden dabei helfen können, den Klient*innen ihre Situation verständlicher, zugänglicher und auch positiver näher zu bringen. So können z.B. Rätsel, die das divergente Denken anregen dabei helfen, verschiedene Lösungsansätze zu finden, den Blick zu erweitern und festgefahrene Denkmuster zu lösen. So lernen Klient*innen ihre Kreativität anzuregen und sich ihren Herausforderungen im Alltag zu stellen. Mit Euch möchte ich herausfinden, welche Rolle Künstler*innen in der Sozialen Arbeit einnehmen könnten und welche Impulse ihr einbringt, über die ich bisher gar nicht nachgedacht habe.

Frederike Sievers arbeitet als Sozialarbeiterin in Düsseldorf. Nach ihrem Studium der Sozialen Arbeit studiert sie derzeit im Masterstudiengang Kultur, Ästhetik, Medien an der Hochschule Düsseldorf. Auf den ersten Blick erscheint der Job der Sozialarbeiterin vielleicht als wenig kreativ und gestalterisch. Doch gerade die Soziale Arbeit war es, die Frederike die kreativen Potenziale vor Augen führe – von sich und anderen. Jeder Mensch ist kreativ – der Workshop ist daher eine Einladung, der Frage nachzugehen, wie wir die eigene Kreativität und die Kreativität anderer anregen können.

Eine Veranstaltung von Cheers for Fears und dem Tanzhaus NRW. Gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW sowie der Kunststiftung NRW.