März 2016 | Being me – whoever that is. Zeitgenössische Formen des Darstellens.
Was geben wir vor zu sein? Cheers for Fears präsentierte beim Cheers for Fears Fest 2016 zeitgenössische Formen des Darstellens der jungen Theaterszene. Beim Arbeitstreffen der Studierenden szenischer Künste standen die Darstellerinnen und Darsteller im Fokus, die sich als (Schau)spieler*innen, Tänzer*innen oder Performer*innen zwischen etablierten Theaterformen und innovativen Bühnenexperimenten verorteten.
Wie bildet sich das Theater der Zukunft aus?
Ausgehend von einem Aufführungsmarathon fortgeschrittener Studierender, die selbstbewusst ihre Positionen auf der Bühne behaupten, widmete sich Cheers for Fears grundlegenden Fragen wie: Welche Rolle spielen Schauspieler und Tänzerinnen bei der Kreation einer Arbeit heute? Was macht einen „guten Performer“, was eine „gute Schauspielerin“ aus? Welchen Status haben dramatische Texte und Bühnenfiguren zwischen Tradition und experimentellen Formen? In welchem Verhältnis stehen Schauspiel- und Performancekunst in der heutigen Praxis? Welche Ausbildungskonzepte braucht ein hybrides Theater?
PROGRAMM AM SAMSTAG 19.3.
Aufführungsblock I
Beginn: 15:00
EINkollektiv: Bonn liegt in der 1. Etage
EINkollektiv fragt sich, warum wir uns erinnern, wenn wir bestimmte Gerüche riechen, warum der Anblick eines vertrauten Baumes uns zusammenbrechen lässt, was Wohnen eigentlich in unserem Gedächtnis hinterlässt und wie räumliches Erinnern funktioniert. Sie lassen Menschen, Objekte, Bilder und Listen längst vergessenen Eigentums aufeinandertreffen, um im Taumel der Perspektiven (ent-)kontextualisierte Erinnerungen auszulösen.
Bühne 2 ::: 30 MIN ::: Von und mit Laura Brechmann (Szenische Forschung, Ruhr-Universität Bochum), Stephanie von Gelmini (Fotografie, Fachhochschule Dortmund), Tania Reinicke (Photography Studies and Practice, Folkwang Universität Essen), Anne Weyler (Mediale Künste, Kunsthochschule für Medien Köln)
dorisdean: I LIKE TO PLAY
Fünf Performer*innen stehen auf einer nahezu leeren Bühne, nur im Hintergrund werden Bilder auf eine Leinwand projiziert. In abwechselnden Szenen und mit unterschiedlichen theatralen Mitteln setzen sich die Performer*innen mit Liebe, Sexualität und ihrem sozialen Geschlecht auseinander. Stumme Szenen, getanzte Fragen auf einem Spitzenschuh, gesungene Denkansätze, ein Affenkostüm und eine Rollstuhlfahrerin in Dominatix-Outfit: I LIKE TO PLAY.
Bühne 3 ::: 60 MIN ::: Von und mit Christopher Bruckman (Alumnus Mannes Collage of Music New York, Miriam Michel (Szenische Forschung, Ruhr-Universität Bochum), Patrizia Kubanek (Alumna Psychologie, Ruhr-Universität Bochum), Philipp Hohmann (Theaterwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum), Wera Mahne (Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis, Universität Hildesheim)
Artmann & Duvoisin: Kontakt abbilden/responding to feedback
Welche Haltung erzeugt das Entgegennehmen von Feedback? Ich muss mit meinem Körper deine Hände berühren. Sind wir ein gutes Paar? Müssen wir uns einig sein, nur weil wir im Kreis
sitzen? „Kontakt abbilden/responding to feedback“ collagiert zwei Wirklichkeiten intersubjektiven
Arbeitens: das feedbackbasierte Lernen im Tanzstudium und unser Paarsein als künstlerische
Produktionsstätte.
Bühne 1 ::: 40 MIN ::: Von und mit Elsa Artmann (Zeitgenössischer Tanz, Hochschule für Musik und Tanz Köln; Malerei/Grafik, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig), Simon Duvoisin (Malerei/Grafik, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig)
Diskussion mit Florian Malzacher und Bernd Stegemann
Beginn 18:00
Das Gespräch fokussierte die politischen Potentiale zeitgenössischen Theaters und thematisierte die Unterschiede und Gemeinsamkeiten traditioneller Theatermittel und performativer Formen. Ist eine Grenzziehung zwischen Theater und Performance heute noch angemessen? Wie wird das zukünftige Theater aussehen und welche gesellschaftliche Relevanz wird es für sich beanspruchen?
Diskussion ::: Bühne 3
Florian Malzacher war 2013-2017 Künstlerischer Leiter des Impulse Theater Festivals und freier Kurator. Er gilt als Kenner der aktuellen internationalen Theaterszene und sieht postdramatische Formen als kritische Instanz, die gesellschaftlichen Zustände herausfordern.
Bernd Stegemann ist Professor für Theatergeschichte und Dramaturgie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Von 2009 bis 2016 war er Dramaturg an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin. 2015 erschien sein Buch „Lob des Realismus“, in dem er die postmoderne Theaterästhetik einer ebenso pointierten wie radikalen politischen Kritik unterzieht und ihr die Suche nach einem neuen Realismus entgegenstellt.
Begegnung
Bös: Geheimnis
1. Nehmen Sie die Fernbedienung. Wenn Sie nicht da ist, ist der Raum besetzt.
2. Betreten Sie den Raum einzeln. Die Begegnung beginnt, nachdem sie den Vorhang passiert haben.
3. Wenn Sie den markierten Knopf drücken, geht das Licht an und die Begegnung ist beendet.
Ab 19 :30 und 22 :30 für jeweils eine Person ::: Bühne 1 ::: Von und mit Sebastian Bös (Szenische Forschung, Ruhr-Universität Bochum)
Aufführungsblock II
Beginn: 20:30
Armada Theater: Am Strand des Styx
Wenn du ausatmest und nicht wieder ein, dann bist du tot. Jeder von uns wird diesen Moment erleben. Früher oder später. Obwohl wir das wissen, ist unser Bewusstsein nicht in der Lage, die vermeintlichen Gegensätze Leben und Sterben zu vereinen. Wir verdrängen, laufen davon und fürchten das Unausweichliche. Doch was passiert wenn wir dem Tod begegnen? Wie können wir den Tod als Teil des Lebens begreifen? Oder erkennen, dass Leben Sterben bedeutet und die Vergänglichkeit Leben erst ermöglicht?
Bühne 3 ::: 45 MIN ::: Von und mit Clara Gohmert (Physical Theatre, Folkwang Universität Essen), Mats Süthoff (Physical Theatre, Folkwang Universität Essen), Michael Zier (Alumnus Physical Theatre, Folkwang Universität Essen)
ZOO: 450qm ready furnished
Ein Versuch einer Analyse der uns alltäglich umgebenden Einrichtungsgegenstände und deren Gebrauchsweisen. In einem fantastischen Szenario eines hyperrealen Wettbewerbs des Auf- und Umrüstens erforschen, bearbeiten, überdenken und brechen die Performer im Wettbewerb mit sich und den Möbeln den Ringlokschuppen in eine Donnerkuppel auf.
Bühne 2 ::: 55 MIN ::: Von und mit Jens Eike Krüger (Szenische Forschung, Ruhr-Universität Bochum), Constantin Leonhard (Szenische Forschung, Ruhr-Universität Bochum/ Mediale Künste, Kunsthochschule für Medien Köln), Anja Plonka (Szenische Forschung, Ruhr-Universität Bochum)
PROGRAMM AM SONNTAG 20.03.
Party & Frühstücksgespräche
Cheers for Fears meets Ringelpietz
Das von Raumlabor Berlin gestaltete „Heidi Hoh“ präsentiert sich als wandelbarer Raum zwischen Café, Kneipe, Agora, Club und Debattierort. Seit seiner Eröffnung lädt das Heidi Hoh regelmäßig zum Ringelpietz. Am Abend des 19. März ab 22 Uhr war es wieder soweit. Für die Cheers for Fears-Ausgabe der Ringelpietzparty wurde der gastgebende DJ Alpha mit Musik von Elektro-Funk bis Swing, House und Soul eingeladen. Im Anschluss legten DJs aus der Cheers for Fears-Community auf.
Frühstück & Gesprächsrunde
Nach Aufführungsmarathon und Podiumsdiskussion am Samstagabend diskutieren wir am Sonntagmorgen die gesehenen Arbeiten und die verhandelten Positionen im Kreise der beteiligten Künstler*innen und aller interessierten Festgästen. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Heidi Hoh, das zum ungezwungenen ersten Austausch über Faszinierendes und Irritierendes einlädt, gehen wir beim „World Café“ in Bühne 2 intensiver auf den Abend vor dem Hintergrund des Festthemas ein: In welchem Verhältnis stehen Regie/ Kreation und Darstellung? Wie werden verhandelte Themen und gewählte Darstellungsformen zueinander in Bezug gesetzt? Wie verhalten sich die Arbeiten zu an den Hochschulen vermittelten künstlerischen Handschriften?
Impressionen