Produktions­plattformen

Recherche- & Produktionsplattform TRANSIT #2 (2017-2019)

Transit-Finale im Theater Dortmund (2019) – Abschlussspräsentation

MI, DEN 9. JANUAR 2019, 18 UHR – THEATER DORTMUND (kick off am 6. & 7.10 im Ringlokschuppen Ruhr)

Im Rahmen von Cheers for Fears TRANSIT – Plattform für künstlerische Recherche und Produktion entwickelten sechs junge Künstler*innen und Kollektive über mehr als ein Jahr hinweg Positionen in den Bereichen Tanz, Theater, experimenteller Film und Intervention. Das abschließende Showing vereinte eine Choreografie von Material-Mensch-Hybriden auf dem Theatervorplatz, eine Installation zu Weltuntergangsszenarien, Objekttheater zu Identitäten und Zugehörigkeiten, eine Bewegungsstudie über den Schwindel im körperlichen wie philosophischen Sinn sowie eine Theaterarbeit, die sich mit Selbst- und Fremdbildern, Vorurteilen und Rassismen auseinandersetzte.

CHEERS FOR FEARS TRANSIT 2017/18
Im Herbst 2017 kamen junge Künstler*innen am Ende ihres Studiums zum Kick-off von TRANSIT zusammen. Sie stellten Projekte vor, die sie in transdisziplinären Konstellationen umsetzen wollten, und begannen bereits vor Ort, an ihren Ideen zu feilen. Aus rund 20 vorgestellten Projekten wählten alle Bewerber*innen selbst gemeinsam sechs Projekte aus, die im Rahmen von TRANSIT umgesetzt werden sollten. Die Plattform bot unhierarchisches Feedback und die Reflexion des Arbeitsprozesses in einem Kolloquium, künstlerisches und organisatorisches Mentoring, Recherche- und Probenräume sowie finanzielle Mittel.


KOLLEKTIV ZOO: SCUTUM STUDIES PERFORMANCE; 18:00 Uhr auf dem Theatervorplatz

Vor 200 Jahren wurden Barrikaden auf den Straßen von Paris gegen rückwärtsgewandte Politik geboren. Jetzt türmt sich etwas Neues auf. Eine lebendige und mobile Architektur, ähnlich wie die Römer sie mit Hilfe ihrer legendären Scutum-Schutzschilder formten. Eine Choreografie von Material-Mensch-Hybriden Wesen, lässt eine funktionale Skulptur wachsen, zu der sich jede*r Zuschauer*in positionieren kann. Wofür oder wogegen wird die Barrikade stehen? Wer entscheidet über ihre Bedeutung? Das Kollektiv ZOO ist aus dem Master-Studiengang Szenische Forschung der Ruhr Universität Bochum hervorgegangen und realisiert seit 2015 Arbeiten an der Schnittstelle von Choreografie, Performance und Installation. Anja Plonka, Constantin Leonhard und Jens Eike Krüger, komponieren ihre heterogenen und ästhetischen Praxen zu ab zu abendfüllenden Happenings und Events.
KONZEPT & REALISATION: Kollektiv Zoo PERFORMANCE: Laura Brechmann, Silvia Ehnis, Giulio Hesse, Seulki Hwang Jens Eike Krüger, Constantin Leonard und Anja Plonka MENTORIN: Claudia Bosse TANZCOACHING: Michael Dick.
Die Arbeit feierte am 21. September 2018 Premiere im Ringlokschuppen Ruhr.


ARMADA THEATER: ONE WORLD IS NOT ENOUGH (AT)
Installativer Einblick in die Arbeit; ab 18:30 im Theaterfoyer

Armada untersuchte in ONE WORLD IS NOT ENOUGH die Auswirkungen menschlichen Handelns auf das Ökosystem. Kernidee war die Entwicklung einer Miniaturwelt, die sich stetig wandelte. Präsentiert wurde ein lebendiger Mikrokosmos, der komplexe Zusammenhänge zwischen alltäglichen Handlungen und deren Folgen zeigte und verdichtete. Per Beamerprojektion wurde das Miniaturland erlebbar. Vor den Augen des Publikums entstand ein Live-Katastrophenfilm, der schonungslos
den voranschreitenden Untergang des Homo Sapiens zeigte und die Frage stellte: Ist die Welt, in der wir leben, noch zu retten? Armada Theater ist ein Theaterkollektiv aus dem Ruhrgebiet, das
sich zeitgemäßen Fragen in einer gemeinsamen schöpferischen Suchbewegung stellt. Die Produktionen drehen sich um universelle Fragestellungen; Kulturelle Phänomene werden kontrastiert, offene
Bildwerte geschaffen, Gegensätze existieren vis á vis und lassen dem Betrachtenden Raum für eigene Assoziationen und Interpretationen.
KÜNSTLERISCHE LEITUNG: Clara Gohmert & Michael Zier KOMPOSITION: Este Kirchhoff BÜHNENBILDMENTOR: Aaron Stratmann PRODUKTIONSLEITUNG & DRAMATURGIE: Anna-Lena Werner LICHTDESIGN: Simon Knöß COACH: Miloslav Juráni VIDEO: Anna Gohmert.
Die Premiere fand am 26. April 2019 im Maschinenhaus Essen statt.


AMELIE VON GODIN: MENSCH MIT ÜBERHAUPT KEINEM NAMEN
Performance-Installation; 18:45, 20:30 & 21:30 im Institut

Der Rücken eines Unbekannten in der Schlange vor einem, das Ticken der Uhr in den Ohren. Die Zeit dehnt sich wie zäher, Kaugummi. Die langsam vorrückende Masse gestattet eine gewisse, wenn auch
fragile Orientierung, doch das Gefühl des Ausgeliefertseins bleibt und macht uns zu Opfern einer inferioren Erfahrung von sozialer Macht. Warten ist politisch; Warten gibt uns das Gefühl fundamentaler
Ohnmacht. Es ist eine erzwungene Nicht-Handlung, die uns zurückwirft auf uns selbst und uns die Grenzen unseres Tuns aufzeigt. Wir sind abhängig, unterlegen und im schlimmsten Fall gibt es keinen
offensichtlichen Täter, keinen Goliath gegen den wir aufbegehren können. Warten macht unmoralisch schrieb Friedrich Nietzsche. Aber ist es nicht unmoralisch warten zu lassen? MENSCH MIT ÜBERHA UPT KEINEM NAMEN ist eine Untersuchung des Phänomens Warten und der Motive des Wartens in unserer Gesellschaft. Amelie von Godin, *1993, wartet auch oft. Born and raised im Münchner Süden, flüchtete sie abwechselnd zur Antifa oder ins P1 – bis sich das Theater als goldene Mitte fand. Sie studierte Physical Theatre an der Folkwang Universität der Künste.
KONZEPT & KÜNSTLERISCHE LEITUNG: Amelie von Godin PERFOMANCE: Leonie Türke, Micha Baum, Jolinus Marten Pape KOMPOSITION & KLANG: Gabriel Kleber KONTRABASS: Luca Müller LIVEKAMERA: Louisa Marie Nüble MENTORIN: Laura Junghanns.


SEPIDAR THEATER: DIE GEWORFENEN
Theater / Performance; 19:10 im Studio

Zwei Menschen sehen sich geworfen in die Welt. Und das Dasein erwartet sie mit einer Ladung an Päckchen. Doch was halten die Päckchen bereit? Das Vorhandene stellt Angebot und Ausschluss
zugleich dar. Wie also sich verhalten zum schon Daseienden? Wer können sie sein und werden, indem sie sich zur Welt verhalten? DIE GEWORFENEN beschäftigt sich mit der Bildung von Identitäten
und Zugehörigkeiten anhand von gesellschaftlichen Kategorien wie Nation, Geschlecht, Religion, Arbeit und anderem. Das 2016 gegründete Sepidar Theater ist ein Kollektiv, dass mit Formen des Puppen- und Objekttheaters sowie des Physical Theatre arbeitet. Thematischer Schwerpunkt ihrer Performances ist ein philosophischer Blick auf zeitgenössische Fragen wie die nach Identität.
KÜNSTLERISCHE LEITUNG: Mohammadhossein Mehrnejad, Bahareh Sadafi BÜHNENBILD & REQUISITE: Siavash Shahandeh PRODUKTION & PRODUKTIONSCOACHING: Aylin Kreckel.


ANYIGBA/ BÖS/ MEIER: SCHWARZSEHER THEATER; 19:40 im Studio

Die Theatermacher Elikem Anyigba und Sebastian Bös stellen Lebensstaionen des ersten afro-deutschen Akademikers nach, Anton Wilhelm Amo (ca. 1703-1753). Schnell wird klar, dass jeder von ihnen eine eigene Vorstellung von Amos Leben hat: Gibt es eine weiße und eine schwarze Version seiner Geschichte? Die Beschäftigung mit Amo wird so zu einer Konfrontation mit dem eigenen Blick. Anyigba, Bös und Meier fanden sich im Jahr 2016 zusammen, um an den Schnittstellen von Dokumentarischem und Persönlichem zu arbeiten. Sie legen Wert auf intensive Recherchephasen und beschäftigen sich mit Fragen zu geschichtlichen Narrativen, den Mechanismen und Dynamiken ihrer Aneignung und der Möglichkeit, diese im Theaterspiel zu verhandeln.
KÜNSTLERISCHE LEITUNG: Elikem Anyigba, Sebastian Bös, Astrid Meier KONZEPT & REGIE: Sebastian Bös MENTOR & CO-REGIE: David Guy Kono PERFORMANCE: Elikem Anyigba, Sebastian Bös DRAMATURGIE & RECHERCHE: Astrid Meier PRODUKTION: Geraldine Gau SOUNDDESIGN & KOMPOSITION: Raimund Seitz LICHTDESIGN: Birk-Andre Hildebrandt.
Die Arbeit feierte im Juni 2018 in der Studiobühne der Ruhr Universität Bochum Premiere,
weitere Aufführungen fanden am 25. und 26. Januar 2019 in der Rü-Bühne Essen statt.


LAURA BRECHMANN: EIN ERSTER SCHWINDEL ZWEI TANZSTUDIEN; 21:00 im Studio

A C A L L S B: Eine Re-Performance des Duetts „Tonight I can write the saddest lines“, Laura Brechmann
I wake up and call B.
B is anybody who helps me kill time.
B is anybody and I‘m nobody. B and I.
I need B because I can‘t be alone. Except when I sleep.
Then I can‘t be with anybody.
I wake up and call B
(Andy Warhol: Philosophy)
T O THE NIGHT
Laura Brechmann, Guilio Hesse, Marlene Ruther
Slowly, we have the feeling that we are getting nowhere
That is a pleasure which will continue
if we are irritated it is not a pleasure
nothing is not a pleasure if
one is irritated and then more and more and
slowly
and then more and more . . .
(John Cage: Lecture on Nothing)
KONZEPT & REALISIERUNG: Laura Brechmann CO-PERFORMER*INNEN: Omar Guadarama, Guilio Hesse, Marlene Ruther MENTOR: Dwayne Holliday PRODUKTIONSCOACHING: Anna-Lena Werner.
Die Premiere fand am 12. April 2019 in der tanzfaktur Köln statt.


Cheers for Fears Transit wird ermöglicht durch die Individuelle Förderung von KünstlerInnen Künstlern und Kreativen (IKF) des Landes Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit dem European Centre of Creative Economy (ecce) und dem Ringlokschuppen Ruhr.