7. und 8. Dezember 2024
von Pamela Banchetti und Benze C. Werner
***Dieser Text wurde ursprünglich auf englisch verfasst und ins Deutsche übersetzt. Für den Originaltext, wechselt bitte in die englische Version dieser Seite.***
Wir blicken zurück auf zwei Workshoptage voller neuer Begegnungen, Konsens Praktiken, Austausch und Momente der Cozyness und Freude. Hier nun ein Rückblick auf unsere erste Ausgabe von Crocheting Beyond Fears, die wir nur mit der großen Unterstützung von Cheers For Fears realisieren konnten.
Wie können Performer*innen „Nein“ sagen, wenn wir so daran gewöhnt sind, zu allem „Ja“ zu sagen?
Wie ist dieses Format zustande gekommen? Das Bedürfnis entstand über vielfältige Erfahrungen, die wir als Studierende im Feld der Darstellenden Künste sowie als Künstler*innen in diesem Arbeitsfeld gemacht haben. Wir wollten ein Format zu schaffen, das Künstler*innen zusammenbringen, um zu lernen, zu diskutieren und sich über Einvernehmlichkeit und machtkritische Ansätze in der Performance Szene auszutauschen. Wir, Pamela und Benze, versuchten zu lernen, wie man in einem künstlerischen Arbeitsumfeld, in dem der Körper eine zentrale Rolle spielt, Grenzen und Konsens aushandeln kann. Wir fragten uns: Wie können wir uns sicher innerhalb der Machtdynamiken bewegen? Wie können Performer*innen „Nein“ sagen, wenn wir so daran gewöhnt sind, zu allem „Ja“ zu sagen?
In einem mit großen Wollknäueln gefüllten, gemütlichen Raum hatten wir das Vergnügen, mit Künstler*innen aus verschiedenen Bereichen der darstellenden Künste und unserer Gastexpertin Sondos Shabayek zusammenzukommen um Überlegungen, Übungen, Diskussionen und Hilfsmittel zu teilen, die uns helfen sollten, mit einem konsensorientierten Ansatz durch gemeinschaftliche Arbeitsumgebungen zu navigieren.
Brauchen wir die Rolle der Intimitätskoordinator*in in der freien Darstellenden Kunst?
Am ersten Tag haben wir alle Teilnehmer*innen in einfache Häkeltechnik eingeführt. Wir sehen diese Praxis als ein meditatives Werkzeug. Jeder konnte es nach Belieben nutzen, um etwas zu erschaffen, sich zu konzentrieren, abzuschalten oder auch um Momenten der Langeweile entgegenzuwirken. Der erste Tag wurde hauptsächlich von der inspirierenden Sondos Shabayek geleitet, die in Berlin als Intimitätskoordinatorin arbeitet. Mit Übungen und Spielen gab sie ihre Expertise zum Thema Einvernehmlichkeit weiter und ließ uns darüber nachdenken und nachspüren, wie wir Einvernehmen in unserem Körper erleben. Sondos schuf einen Raum, in dem sich jede*r in tiefe und verletzliche Bereiche begeben konnte. Der Tag bestand aus Einzel- und Partnerübungen sowie aus Gruppendiskussionen. Eine Frage, die uns durchgehend beschäftigte, war: Wer trägt die Verantwortung Konsens in der darstellenden Kunst zu verhandeln? Wie können wir in einem Performance-Projekt eine Funktion einrichten, die der eines Intimitätskoordinators in der Filmindustrie ähnelt, und wer ist in der Position Zustimmung sicher auszuhandeln?
Personal Riders, Messy Talks und Häkeln
Der zweite Tag wurde von uns geleitet, Pamela und Benze. Wir führten das Konzept der Personal Riders ein. Ein Personal Rider ist ein Dokument, das von Künstler*innen in ihrer eigenen Praxis verwendet werden kann, um die Bedürfnisse auszudrücken und zu verhandeln, die es ermöglichen, das beste Potenzial zu entfalten. Wir veranstalteten einen Messy Talk über Machtmissbrauch. Nach einigen Momenten des Nachdenkens und der Zurückhaltung war die Gruppe engagiert dabei, zu diskutieren und sich gegenseitig Tools an die Hand zu geben, um dieses Problem anzugehen, mit dem wir alle so vertraut sind. Als abschließende Reflexion hörten wir die erste Folge von Geminis On Air, einer Radiosendung, die wir ins Leben gerufen haben. Wir diskutieren darin die Macht des Gossips, beschweren uns durch Meditation, teilen einen Liebesbrief, eine anonyme Gossip-Geschichte und natürlich Musik. Dieser Moment war dem Zuhören und dem gemeinsamen Raum gewidmet. Unten findet sich der Link zur ersten Folge. Am Ende des Workshops nähten wir alle Häkelkreationen der zwei Tage zu einer bunten Decke zusammen.
Darstellende Künstler*innen sind Expert*innen deren eigener Körper und Praktiken.
Wir freuen uns darauf, diesen Workshop weiterzuentwickeln. Wir sind überzeugt, dass es ein fundamentaler Aspekt unserer Arbeit als Künstler*innen ist, transparente hierarchische Arbeitsumgebungen in der Szene der darstellenden Künste zu schaffen, in der Konsens und Kommunikation der Ausgangspunkt für kollaborative Prozesse sind. Darstellende Künstler*innen sind Expert*innen deren eigener Körper und Praktiken.
Wir danken allen, die mitgewirkt haben: Ñaño Küche, die unsere Herzen und Bäuche während dieser zwei Tage mit nahrhaftem ecuadorianischen Essen gefüllt haben, Quartier am Hafen, für die Unterbringung und all den Leuten, die uns ihre alten Kleider und Bettlaken zur Verfügung gestellt haben, damit wir zwei ganze Tage lang häkeln konnten!
Geminis on Air
Geminis on Air ist eine Radiosendung, von Pamela und Benze. Die erste Folge ist eine Audio-Collage aus Liedern, Texten und lockeren Gesprächen, die sich um Klatsch und Tratsch drehen. Hier kannst du die Show hören:
Tracklis
4 Non Blondes – What’s Up
M¥SS KETA – Pazzeska (Cover by Blodimery)
Sevdaliza with Pabllo Vittar and Yseult – Alibi
Annalis – Mon Amour (Cover by Aurora Pinto)
Nadia Tehran – Nazi Killer
Mannarino – Scendi Giù
Chappell Roan – Good Luck, Babe
Die Songs wurden aufgrund der GEMA-Vorschriften auf jeweils 15 Sekunden komprimiert.
Autor*innen & Hosts: Pamela Banchetti, Benze C. Werner
Produktion, Jingle & Schnitt: Ley Ghafouri
Besonderen Dank an Cheers For Fears für die Unterstützung!






























(c) alle Fotos auf dieser Seite sind von Tizian Hollweck