On Tour

Seminarreihe – Ein ziemlich guter Rat? Feedbackformate in der künstlerischen Projektentwicklung (2018/19)

Semester: Wintersemester 2018/19

Leitung: Sina-Marie Schneller, Jascha Sommer

Kunst wirft Probleme auf. Probleme, die des Austauschs und Diskurses bedürfen. Künstlerische Praxis, will sie nicht dekorativ sein oder allein der ökonomischen Wertsteigerung dienen, stellt also bereits eine Einladung dar, mit kritischem, differenzierten Gestus an Probleme ästhetischer, mitunter auch ethischer Art heranzutreten. Die künstlerische Position steht also stets etwas im Abseits, um auf das Feld zu blicken, das sie bearbeitet, differenziert und problematisiert. Sie ist selbst Kritik.

Langläufig wird aber unter Kritik etwas anderes verstanden: Kritik meint zumeist das Urteil von Theaterkritiker*innen über die „Gemachtheit“ einer Arbeit. Oder eben die Praxis des Feedbacks unter Mitstudierenden und Lehrenden an einer Kunsthochschule oder einem Studiengang szenischer Künste. Dieser Form der Kritik oder des „Feedbacks“ widmete sich dieser Praxisworkshop. Er fragte, was es bedarf, um die eigene ästhetische Erfahrung zu spiegeln und auf produktive Weise Kritik zu äußern.

Feedback is a gift. Verantwortungsvoll Kritik zu üben, heißt zumeist erstmal, genau hinzuschauen, das Gesehene ernst zu nehmen und zu versuchen, von dieser Position aus den eigenen Eindruck und die eigenen Assoziationen zu schildern. Weder muss ich mich selbst mit meiner Kritik profilieren, noch mit gut gemeinten (aber nicht konsequent durchdachten) Ratschlägen das Statement meines Gegenübers vereinnahmen oder verwässern. Vielmehr geht es darum, das Gesehene in seiner Differenz zu mir anzunehmen und diese Differenz in meiner Kritik zu bedenken. In dem Workshop ging es in einem intensiven Labor darum, gemeinsam anhand der Präsentation von künstlerischen Arbeitsständen (10-20 Minuten) Feedbackformate zu erproben und gemeinsam Formate produktiver Kritik zu entwickeln. Erster Schritt war, das Zuschauen und Beschreiben jenseits subjektiver Urteile zu lernen. Was habe ich gesehen? Welche Aspekte kamen vor? In welcher Konstellation standen sie? Was hat funktioniert? Aus welcher Perspektive formuliere ich meine Kritik?  Wir erzeugen (Selbst-)Disziplin zu Gunsten von Präzision und Klarheit, versuchen uns am gemeinsamen Denken und Lernen. Vor allem üben wir eine solidarische, positive und konstruktive Haltung.