On Tour

Traumformat #8 – Projekt Glützerlight (2023)

6./7. Januar in Keyenberg und Lützerath

Lützerath war wie der Hambacher Wald ein Kristallisationspunkt von Protesten gegen den zerstörerischen Braunkohleabbau und für „Klimagerechtigkeit“. Gleichermaßen ein Raum für Widerstand und gelebte Utopie.

Im prekären und bedrohten Ort am Rand des Tagebau Garzweiler entstanden nach jahrzehntelangen Protesten, Klimacamps und Gründung von Bündnissen wie „Alle Dörfer bleiben!“ besonders in den Jahren 2020-2023 neue Lebens- und Freiräume, in denen sich die interdisziplinäre Gruppe „Glützerlight“ zusammenfand: Studierende aus Bereichen wie Architektur, freie Kunst und Gestaltung, unter anderem aus Köln, Düsseldorf und Bielefeld.

In Zusammenarbeit mit Cheers for Fears veröffentlichte Glützerlight den Open Call „Hold your Ground“ und kuratierte das zweitägige Traumformat in Keyenberg und Lützerath. Letzeres war zum Zeitpunkt der Veranstaltungen schon vom Kohlekonzern RWE abgesperrt, Stromleitungen gekappt und es war nur noch zu Fuß und per Rad erreichbar.

Hagen Keller (der mit Lena Hugger das Kunstkollektiv „Manege“ bildet) eröffnete den ersten Tag. Am Beispiel der kontroversen Kunstaktion „Antuung“ wurde im „Es geht“-Zelt über Potenziale der „paradoxen Intervention“ als aktivistische Strategie diskutiert.

Gemeinsam mit weiteren Aktivist:innen und Künstler:innen vor Ort entstand in mehrwöchiger Vorbereitung die Performance „250 Meter unter der Haut“: Die Premiere fand am Abend des 6. Januar in einer Halle in Lützerath statt, die wenige Tage später, bei dem von der RWE AG verlangten und vom Land NRW ermöglichten Polizeigroßeinsatz, zerstört wurde.

Der zweite Tag begann im „Unser aller Camp“ in Keyenberg mit dem für alle offenen Tanz-Workshop „Touching Ground“ von Franziska Gehrt, der auch die Natur im Umfeld des Camps erkundete.

Nach der Mittagspause mit veganer Pizza ging es wieder nach Lützerath, wo Toni in der Abenddämmerung auf einer Wiese eingebuddelt die Performance „(WASTE)LAND, über Erde als Raum für Widerstand“ präsentierte und mit dem Publikum interagierte.

Zum Abschluss konterkarierte an der Mahnwache Lützerath die von Alessa Antonia Bollack inszenierte Lesung: „Eines Tages wurde es den Tieren zu bunt“ den Anblick von Tagebaukante und Braunkohle-Loch. Mit Snackbar und Diskussionen zum Text, im Licht von Braunkohlebagger und Kopflampen, endete das Traumformat.

Impressionen

Menschen in einem rot erleuchteten, selbstgebauten Zelt aus Baumholzstangen bei einem Vortrag in der Dunkelheit.
Ein rot erleuchtetes, mit Stift gemaltes Schild wirbt auf Snacktisch für Theater-Glitzer-Performance.
Ein angeleuchteter Mensch in Monsterkostüm wirft große Schatten an eine helle Wand in einer riesigen, dunklen Halle.
Auf einer Wiese guckt nur Kopf von Künstler:in aus dem Boden hervor, umringt von Publikum.
Publikum gräbt Künstler:in mit den Händen aus dem Boden aus.
Eine stehende Person liest vor Publikum mit Kopflampe in der Abenddämmerung einen Text vor. Eine Person sitzt an einem Tisch daneben. Dahinter ein Schild: "Alles was wir wollen ist eine ZUKUNFT - eure Kinder". Im Hintergrund sind der Kohletagebau und beleuchtete Masten zu sehen.